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Meinl Bank: Zu viel Sonne macht dumm

Insider Nº119 / 15 27.8.2015 Kommentar

Geschätzte Paternosterfahrer,

wenn es zu heiß wird, verringert sich beim Menschen nachweislich das Konzentrations- und somit auch das Denkvermögen. „Gott sei Dank ist die große Hitze erst einmal vorbei“, hat der Helmut Ettl, der Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA), gesagt, als ich ihn letztens beim Hengl-Haselbrunner, einem der letzten verbliebenen Winzerheurigen draußen in Döbling, getroffen hab. Dort geh ich gern hin, und ab und zu spielen die Mondscheinbrüder auf, ein richtig gutes Duo. Die beiden leiern nämlich nicht den alten Schmus runter, die haben ein richtig authentisches Programm.

„Hast du denn ein Problem mit der Hitz?“, frag ich den Ettl. Er nippt an seinem Vierterl und denkt ein bisserl nach: „Weißt Gekko“, sagt er, „im Grunde mag ich ja die Hitze. Sie hat meiner Meinung nach etwas Klassenkämpferisches an sich. Weil dann alle eine Stufe runterschalten müssen. Aber zu viel davon ist auch nicht gut.“ – „Da hast du recht“, wende ich ein und packe eine alte ägyptische Weisheit aus: „Zu viel Sonne macht dumm!“ – „Der ist gut“, sagt der Ettl, „den muss ich mir merken. Der passt auf vieles, was sich in den vergangenen Wochen abgespielt hat. Die Misere in Traiskirchen, diese komische Steuerreform, die Bildungsdiskussion. Und dann noch der bilanzielle Blindflug in der Meinl Bank. Man hat den Eindruck, dass durch die Hitze allen der Verstand abhanden gekommen ist.“ – „Da muss es aber bei euch in den letzten Wochen auch ganz schön heiß gewesen sein“, sag ich und schau ihn an. „Wie meinst das jetzt?“, fragt er mich kopfschüttelnd. „Na ja, ich meine damit, wie ihr bei der Meinl Bank verfahren seid. Das schaut für einen Außenstehenden alles sehr nach Hitzekoller aus.“

Der Ettl nippt wieder am Glas, dann macht er ein ernstes Gesicht: „Also weißt, wir mussten ja reagieren. Was dort alles schiefgelaufen ist. Wer Regeln bricht, muss die Konsequenzen tragen – und die Urteile sind nötig, damit die Bevölkerung wieder Vertrauen in die Sauberkeit der Finanzindustrie und in die Justiz gewinnt. Die haben ja auch bei den Rückstellungen ziemlich kurzfristig reagiert“, erbost sich der Ettl. – „Die Staatsanwaltschaft behauptet aber das Gegenteil. Weißt, so ein Hin und Her sieht eben alles andere als gut aus in der Öffentlichkeit. Die FMA macht grade nicht den Eindruck, dass man sich auf ihr Urteil verlassen kann – sie erzeugt eher das Bild eines aufgescheuchten Hühnerstalls. Durch eure Beurteilung sind jetzt zwei Vorstände mehr oder minder ihren Job los, die Bank wurde von Fitch herabgestuft, mit Geldwäsche konfrontiert und das Ganze sieht ganz danach aus, als ob ihr in der Schnelle jetzt wiedergutmachen wollt, was ihr lange Zeit verabsäumt habt, verstehst. Und die Bank bringt euch jetzt noch womöglich vor den Verfassungsgerichtshof.“

In dem Moment stimmen die Mondscheinbrüder das boshafte Lied „Die wahre Liebe ist das nicht“ an. Ich freu mich, aber der Ettl schaut ganz verstört in sein Glas. „Stimmt“, sagt er nachdenklich, „ich kann mich erinnern, bei uns sind in diesen Wüstentagen auch ein paar Klimaanlagen ausgefallen.“ Darauf sag ich: „Gell, so heiß war’s den ganzen Winter nicht.“ Da überlegt der Ettl kurz, nimmt einen tiefen Schluck und murmelt: „Stimmt.“

In diesem Sinne,

„Cash up!“

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