Während wir Börsianer gespannt auf die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag (einen Marktkommentar zur Geldpolitik habe ich dir beigestellt) blicken, spart Andreas (Treichl), Generaldirektor der Erste Group Bank AG (Erste Group), im Handelsblatt nicht mit Kritik an der Politik der EZB. Andreas beklagt vor allem die schlechten Auswirkungen der Niedrigzinsphase für Banken und alle Sparer. „Meinem Geschäft und meinen Kunden schadet (…) die EZB“, so Andreas. Von Mario (Draghi) habe ich ganz andere Töne vernommen. Der Feuerwehrmann der EZB hebt Vorteile für Banken in der Niedrigzinsphase hervor: Stabilisierung der Wirtschaft, weniger faule Kredite, weniger Rückstellungen für die Banken und somit höhere Profitabilität. Wenn du dich erinnerst, gerade die letzten Ergebnisse (276,9 Millionen Euro Nettogewinn) der Erste Group waren wegen der geringen Menge an faulen Krediten so positiv.
Es wäre nicht das erste Zerwürfnis zwischen österreichischen und europäischen Bankern. In der heimischen Bankenszene ärgert man sich immer wieder darüber, dass Osteuropa von europäischer Seite über einen Kamm geschert wird. Den „Europäern“ wirft man vor, zu wenig Marktkenntnisse vor Ort zu haben.