© Michael Gruber / EXPA / picturedesk

Grahammer-Watergate: Ehrgeiz bringt nichts

Insider Nº102 / 16 14.4.2016 Kommentar

Geschätzte Paternosterfahrer,

ich bin mir ja für nichts zu schade, und so lauf ich jedes Jahr mit beim Wien-Marathon. Zugegeben, ich lauf nur die halbe Distanz. Aber dennoch ist es mir immer eine Freud, weil: Dabeisein ist alles. Und ich hab eine anonyme Startnummer, vom Hubschrauber aus aufgenommen bin ich nur ein einzelnes Punkterl unter vielen bunten Punkterln – mit anderen Worten, ich bin unter vielen für mich allein und niemand kennt mich.

Wir kommen zur Reichsbrücke, da überholt mich doch glatt der Michael Grahammer, der Noch-Vorstandsvorsitzende der wegen der Panama Papers unter Beschuss geratenen Hypo Vorarlberg, mit lockerem Schritt. Dann trabt er neben mir her, beäugt mich ein Weilchen von der Seite und sagt: „Servus Gekko. Man erkennt dich von hinten in der Montur gar nicht.“ – Sag ich: „Na das ist ja der Zweck der Übung.“ – Wir traben leichtfüßig vor uns hin. Ich keuche schon ein wenig. Dann fragt er mich: „Brauchst einen Job?“ – Ich schau ihn an: „Ich? Einen Job? Wie meinst?“ – Wir kommen schon ans Ende der Brücke. Da sagt der Michael: „Na der Aufsichtsrat der Hypo Vorarlberg sucht einen Vorstandsvorsitzenden.“ – Wir laufen weiter. Da frag ich ihn mit eisiger Miene: „Willst du mich papierln? Da unterschreibt man ja beim Antritt den Rücktritt.“ – Wir laufen ein paar Schritte weiter. Der Michael läuft ganz entspannt und sagt: „Weißt, das ist ja der Schmäh. Du kannst zwischen Anlegerinteressen und Finanzmarktregulierung einfach keinen Kompromiss mehr finden. Da kannst du noch so gut sein. Es hilft nix.“

Wir laufen die Lassallestraße entlang, nähern uns schon dem Praterstern. – „Läufst du den ganzen Marathon?“, frag ich den Michael. Der trabt neben mir her und sagt: „Weißt, Gekko, ich hab dazugelernt. Ehrgeiz bringt nichts. Dabeisein ist alles. Ich hör auf, wenn’s mir zu viel wird.“ – Wir biegen ein in die Prater Hauptallee. Ich kenn ihn ja, den Grahammer Michael, und sag: „Du meinst die mediale Berichterstattung.“ – „Ja freilich“, sagt der Michael, „die haben uns in die Mangel genommen – das nenn ich den Offshore-Affekt.“ Wir laufen und laufen, ich merk schon, meine Kondition ist heuer nicht die allerbeste. „Stimmt!“, sag ich, „jeder einfache Redakteur glaubt ja heutzutage schon, er ist ein investigativer Journalist, wenn er eine APA-Meldung in die Zeitung kopiert.“

„Weißt, es macht einfach keinen Spaß mehr“, sagt der Michael. Und plötzlich wird er langsamer. „Was ist“, frag ich, „willst schon aufgeben?“ – „Mir reicht’s“, sagt der Michael, „ich bin ab morgen auf Urlaub! Ich muss mir das jetzt nicht bis zum bitteren Ende antun.“ – „Aha“, frag ich ihn, „wo geht’s denn hin?“ – Der Michael trabt langsam aus, wir bleiben stehen, nimmt einen Schluck Wasser aus seiner Trinkflasche, schaut mich an, grinst und sagt: „Nach Panama!“

In diesem Sinne,

„Cash up!“

Der Börsianer

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