Der Aufschrei ist groß, was ist eigentlich los bei der Wien Energie AG: Der Wien Energie AG fehlt offensichtlich die nötige Liquidität für ihre zukünftigen Käufe an der europäischen Strombörse. Für solche Termingeschäfte – Strom wird oft auf ein oder zwei Jahre voraus gekauft – muss Sicherheit in Form von Liquidität hinterlegt werden. Wenn sich der Preis so wie derzeit von einem Tag auf den anderen massiv verteuert, muss Liquidität nachgeschossen werden. Und das bereitet der Wien Energie AG offensichtlich Probleme.
Als Hintergrund: Vor einem Jahr hat man zirka 100 Euro für die Megawattstunde Strom bezahlt und dafür zirka 25 Euro als Initial Fee (Erstgebühr) hinterlegt (die ist je nach Unternehmen unterschiedlich). Über die Dauer des Geschäfts verändert sich der Preis, und du musst wie im aktuellen Fall der Wien Energie AG Liquidität nachschießen. Vergangenen Donnerstag war der Preis bei 700 Euro, von Donnerstag auf Freitag stieg der Preis auf etwa 935 Euro, das fordert eine große Menge an Liquidität als Sicherheit, die man offensichtlich nicht so einfach parat hat.
Update: Wiens Finanzstadtrat Peter (Hanke) beziffert den aktuten Finanzierungsbedarf der Wien Energie auf 6 Milliarden Euro (klick hier).
Ich bin gespannt, was bei den Gesprächen mit Finanzminister Magnus (Brunner) herauskommt. Umweltministerin Leonore (Gewessler) hat bereits Unterstützung zugesagt:
Um rasch helfen zu können, müssen noch offene Fragen mit der @Stadt_Wien als Eigentümerin geklärt werden. Diese Gespräche finden in den kommenden Stunden statt. #WienEnergie
— Leonore Gewessler (@lgewessler) August 29, 2022
Ich hätte mir von der Wien Energie eine proaktivere Kommunikation gewünscht! Es macht sonst den Anschein, man hätte was zu verbergen. Auf Twitter geht es zu diesem Thema rund. Hier habe ich dir die besten Tweets herausgesucht, damit du den Überblick behälst:
Was man klar sagen muss: @WienEnergie hat sich nicht verspekuliert. Wien Energie verkauft Strom aus den Kraftwerken bis zu zwei Jahre im Voraus und beschafft Strom und Gas langfristig für Kund*innen an der Börse. So sichern wir uns gegen zukünftige Energiepreisschwankungen ab.
— Tobias Rieder (@tobrieder) August 29, 2022
Das ist jetzt Chefsache: Michael Ludwig muss sich konkret erklären lassen, wie es zu den Verlusten kam, es bekannt geben und je bei WE die Konsequenzen ziehen. Die Öffentlichkeit weiterhin für blöd zu verkaufen, geht in dem Fall nicht.
— Stephan Schulmeister (@StSchulmeister) August 29, 2022
Um Futures an der Börse kaufen zu können müssen die Handelspartner Sicherheiten hinterlegen, so genannte Margins. Die Höhe dieser Sicherheiten richtet sich im Endeffekt nach den Preisen. Und die sind für Futures in den letzten Wochen extrem gestiegen.
— Christoph Dolna-Gruber 🇪🇺 (@chri_gru) August 28, 2022
Hat man „normale“ Absicherungsgeschäfte oder extreme Spekulationsgeschäfte (wie zB Leerverkäufe) durchgeführt? Diese Antworten sollte heute rasch erfolgen! Auch die Konsequenzen hängen von diesen Antworten ab…@WienEnergie @Stadt_Wien
— Hans Arsenovic (@HansArsenovic) August 29, 2022
Aufgrund aktueller Medienberichte:
Nein, Wien Energie ist nicht insolvent/pleite.
Um Versorgung der Kund*innen sicherzustellen, führt Wien Energie Handelsgeschäfte an Energiebörsen durch. Dabei muss das Unternehmen – wie alle Börsenteilnehmer – Sicherheitsleistungen hinterlegen.— Wien Energie (@WienEnergie) August 28, 2022
In jedem Fall gilt: Bewegt sich Markt weiter in (für #WienEnergie ) falsche Richtung, muss neuerlich Geld als Sicherheit hinterlegt werden, potentielle Verluste steigen.
— Paul Falck (@PaulFalck2) August 29, 2022
Eine Entkopplung von Strom- & Gaspreis ist der längst notwendige Schritt. Warum? Der Strompreis wird vom Gaspreis in die Höhe getrieben. Mit seinen kriegerischen Handlungen ist Putin der Gaspreistreiber – durch die "Merit Order" auch der des Strompreises. Das muss ein Ende haben.
— Othmar Karas (@othmar_karas) August 29, 2022