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Kein Weihnachtsfriede: Ich bleib ein Optimist

Insider Nº425 / 22 24.12.2022 Kommentar

Geschätzte Paternosterfahrer,

kaum schnupperten wir zu Beginn des Jahres wieder ein wenig Hoffnung und wähnten die Coronapandemie hinter uns, da griff im Februar ein von wahnwitzigen Ideen gelenkter russischer Despot zum Knüppel, marschierte mit seiner Armee in seinem Nachbarland Ukraine ein, zerbombt es seither, tötet und treibt Millionen von Menschen in die Flucht. Es folgten Sanktionen der Europäischen Union gegen den Aggressor, der seinerseits wiederum mit willkürlichen Drosselungen der Gasliefermengen reagierte. Seitdem stiegen die Energiepreise ins Unermessliche, und die Hoffnung der Märkte auf Entspannung zerplatzte. Danach erhöhte die Europäische Zentralbank den Leitzins, was wiederum Auswirkungen auf die Kreditvergabe zeitigte. All das trieb die Inflation an und ließ die Grausbirnen allerorts sprießen. Wer bei dem Sperrfeuer an schlechten Nachrichten an Schnappatmung zu leiden begann, dem empfahl Bundeskanzler Karl (Nehammer) bereits im Juli Alkohol und Psychopharmaka. Wohl bekomm’s!?!

Heikle Geschäft, Politische Tretminen

Nachdem die Fertigstellung der Pipeline Nord Stream 2 als Antwort auf Wladimir Putins Aggression abgebrochen wurde, musste die OMV AG ihr Russland-Geschäft neu bewerten und 1,8 Milliarden Euro abschreiben. Aber auch der Bankensektor hatte einiges auszuhalten: Die Sberbank Europe in Österreich zum Beispiel wurde abgewickelt. Nicht ganz so hart war die Raiffeisen Bank International AG (RBI) betroffen, dennoch sah man sich heftigem Druck der Investoren ausgesetzt – RBI-Kapitän Johann (Strobl) jedoch steuerte seine Flotte ruhig durch die raue See und überzeugte zuletzt mit guten Zahlen. Ein Ausstieg aus dem Russlandgeschäft wäre demnach für das Unternehmen verkraftbar. Dass man auch ohne äußeres Einwirken ins Trudeln kommen kann, hat die Wien Energie bewiesen. Es brauchte nur klandestiner Geldflüsse der Stadt Wien und einer patscherten Kommunikationsstrategie, um Verwirrung zu stiften und den Konzern ins Wanken zu bringen. Da hat Landeshauptmann Michael (Ludwig) wohl von Kanzler Karl fleißig abgeschaut beim Verlegen von Tretminen für die Verbund AG – er forderte die Abschöpfung von „Zufallsgewinnen“. Sofort brach die Aktie ein. Zu guter Letzt erklärte Vorstandschef Bernd (Spalt) seinen Abgang von der Erste Bank Group AG und ließ verdutzte Gesichter zurück.

Zuversicht trotz Teuerung

Doch halt, sind die Aussichten nur trostlos? Mitnichten: Wie uns Stefan (Bruckbauer), Chefökonom der Unicredit Bank Austria AG, wissen lässt, werde „die Teuerung massiv unterschätzt“. Mehr noch, er erwartet  2022  das größte Wirtschaftswachstum seit 1972. Das ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass 2022 das vierte Mal in 100 Jahren Aktien und Anleihen zugleich abgestürzt sind, womit das Ende der Kursrally an den Börsen besiegelt war. Was verleiht Stefan also dermaßen viel Zuversicht? Wir sehen, wie flexibel der Markt auf all die Krisen reagiert hat und wie schnell die Konzerne gelernt haben, neue Strategien zu entwickeln und sich den Umständen anzupassen. Die Regierung hingegen nimmt die Gießkanne zur Hand und verschüttet wertvolles Geld. Der freie Markt aber funktioniert. Wer etwa auf Aktien der chemischen Industrie setzte, befand sich heuer auf der Siegerstraße: Angesichts der immer noch steigenden Treibhausgasemissionen begannen Klimaaktivisten damit, sich selbst auf Straßen, in Museen an Gemälden oder Dinosaurier anzukleben. Der Verbrauch vom Klebstoff ist dadurch weltweit gestiegen und hat der Branche Rekordumsätze beschert. Was Wunder also, dass Alfred (Stern) als CEO der OMV AG den Konzern in ein Chemieunternehmen umzuwandeln gedenkt.

Es schimmert ein heller Streif am Horizont: Wenn wir jetzt die Learnings nutzen, der Korruption – das laut dem EU-Vizepräsidenten Othmar (Karas) „tödlichste Gift für die Demokratie“ – konsequent „mit lückenloser Transparenz“ den Kampf ansagen und sich all jene sogenannten Volksvertreterinnen sowie Volksvertreter, die ihr anheimfallen, heulend zum Beispiel nach Athen „vergriechen“, können wir nicht nur die Demokratie stützen, sondern insgesamt gestärkt aus der Krise hervorgehen. All den Unbelehrbaren möchte ich ein Yoda-Zitat aus „Star Wars“ mitgeben: „Viel zu lernen du noch hast.“

Uns bleibt nur zu hoffen, dass Wladimir (Putin) möglichst bald den irrsinnigen Krieg beendet. Mit diesem seligen Wunsch verabschiede ich mich bis 9. Jänner 2023 in den wohlverdienten Urlaub. Ich wünsche euch allen Paternosterfahrern gesegnete Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

In diesem Sinne,
„Cash up!“

Der Börsianer

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