In meinen Gesprächen mit Vorständen aus der Industrie ist das Thema Verfall des Standorts Österreich derzeit Dauerbrenner. Der Tenor: Österreich hat zu hohe Personal- und Energiekosten, investieren zahle sich nicht mehr aus, weil wettbewerbsfähiges Produzieren nicht mehr möglich ist. Die Folge: Abwanderung von Betrieben (ich habe dir bereits mehrmals darüber berichtet) und Investitionen ins Ausland, etwa nach Asien und in die USA.
„Es geht hier jetzt um den Erhalt unseres Wohlstands. Wenn innerhalb von drei Jahren die Lohnkosten um 20 Prozent steigen, die Ebitda-Margen aber nur um vier bis zehn Prozent dann ist das für Unternehmen nicht mehr attraktiv. Die Energiekosten in Österreich und Europa sind vierfach höher als in den USA. Wir brauchen Anreize für Investitionen, eine bessere Planbarkeit und schnellere Genehmigungsverfahren“, sagt mir Helmut Bernkopf, Vorstand der Oesterreichischen Kontrollbank AG, der die Exportwirtschaft im Auge hat.
Nullwachstum und Personalabbau
Das Wifo rechnet heuer mit einem Nullwachstum der Wirtschaft. Auch Chefvolkswirt Stefan (Bruckbauer) von der Unicredit Bank Austria AG sagt, dass Österreichs Industrie nicht in die Gänge kommt.
„Die Auftragseingänge aus dem In- und Ausland nahmen im Juni massiv ab, die Produktionsleistung wurde deutlich zurückgefahren und die Reduktion des Personals beschleunigt vorangetrieben. Während die Nachfrageschwäche Preisnachlässe im Verkauf auslöste, nahmen die Kosten jedoch erstmals seit Anfang 2023 zu“, sagt Stefan.
Standortpolitisch muss hier die Regierung (auch wenn sie schon im Sommerschlaf und Wahlkampfmodus ist) jetzt rasch tätig werden. Geldgeschenke (Stichwort Inflation) dürfen wir keine mehr verteilen.