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Nachhaltiger Abstieg: Scharfe Replik auf AK-Studie

Insider Nº136 / 16 25.5.2016 Kommentar

Geschätzte Paternosterfahrer,

es ist ja noch gar nicht so lang her, da ich im späthistorischen Haus der Industrie ganz zufällig im Paternoster unseren ehemaligen Finanzminister Hannes Androsch getroffen hab, der mich damals, nachdem wir mehrmals mit diesem Prachtaufzug auf und ab gefahren sind, um einen Ausstieg zu finden, währenddessen dankenswerterweise überredet hat, die Kommentare für DerBörsianer zu verfassen.

Vor wenigen Tagen war ich also wieder einmal zu Mittag beim Georg Kapsch zu Gast, dem Präsidenten der Industriellenvereinigung. Beim verlassen seines Prachtbüro treffe ich Aktienforum-Präsident Robert Ottel, leicht aufgebracht. Der Grund dafür: Die APA-Aussendung der Arbeiterkammer, in der die Dividendenausschüttung heimischer, im ATX gelisteter Unternehmen scharf kritisiert wurde.

Der Robert findet es nämlich gar nicht lustig, dass die AK mit einer derartigen Meldung querschießt, in der sie fordert, dass die Konzerne ihre Gewinne besser in Investitionen, Forschung und Entwicklung sowie in Mitarbeiterausbildung stecken sollten. „Nachhaltigkeit, wenn ich das Wort schon hör“, empört er sich bei mir heftig, „was will denn der Herr Betriebswirt Markus Oberrauter damit? Der war kurz vor dir bei mir. Will er Jobs flöten gehen lassen oder was? Das kann doch nicht unser aller Interesse sein.“

Ich kann den Robert gerade noch beruhigen und biete ihm an, ihn zum Mittagessen ins Cafe Schwarzenberg einzuladen. Er willigt ein und sagt: „Gekko, geh du schon einmal vor, ich komm gleich nach.“ Bei dem berühmten, vom alten Anton Freissler gebauten Paternoster wartet blöderweis’ akkurat der Oberrauter. Wir stehen wortlos vor den hinunterfahrenden Kabinen und warten auf die nächste freie. Doch die ist besetzt: Drinnen stehen akkurat der Rainer Seele, der Vorstandsvorsitzende der OMV AG, die vergangenes Jahr in die Verlustzone gerutscht ist, und der Gerald Grohmann, CEO der Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG, die 2015 auch kein positives Ergebnis einfahren konnte.

Beide sehen den Oberrauter, erheben den Zeigefinger gegen ihn und wollen schon etwas sagen, da wechseln wir schnell zu den hinauffahrenden, weil oben dreht man eh wieder um und kommt so auch wieder runter. Doch auch diese Kabine ist besetzt: nämlich lustigerweise ausgerechnet vom Andreas Brandstetter, dem Vorstandsvorsitzenden der Uniqa Insurance Group AG, vom Andreas Treichl, Chef der Erste Group Bank AG, sowie vom Wolfgang Leitner, CEO der Andritz AG. Alle drei zeigen mit dem Finger auf den armen Markus. Also wieder zurück zu den runterfahrenden Kabinen. Doch in der nächsten Kabine steht aber auch jemand drinnen: der Georg Pölzl, Vorstandsvorsitzender von der Österreichischen Post AG, und der Oliver Schumy, Vorstandsvorsitzender der Immofinanz AG. Und der schaut so finster drein, dass wir auch gleich wieder umdrehen.

Da zupft mich der Markus am Ärmel vom Sakko und sagt zu mir: „Weißt was, Gekko, nehmen wir die Treppe, das ist erstens gesünder und wir haben zweitens mehr Platz.“ Ich willige ein, wir wenden uns ab vom Paternoster, und ich sag zum Markus: „Und nachhaltig ist’s auch!“

In diesem Sinne,

„Cash up!“
DerBörsianer

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