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Nein zu Öxit: Make Austria great again!

Insider Nº291 / 16 28.11.2016 Kommentar

Geschätzte Paternosterfahrer,

ich geb’s ja gern zu, auch mich als überzeugten Optimisten erfassen seit dem Brexit und der US-Wahl und auch, je näher die Bundespräsidentenwahl hierzulande rückt, vermehrt Sorgen, was die Zukunft Europas betrifft und somit auch jedes Einzelnen von uns. Aber ich bin beileibe nicht der Einzige.

Um so eine trübe Stimmung nicht überhandnehmen zu lassen, versuch ich mich abzulenken, den Kopf zu durchlüften, Abstand zu gewinnen. Also schlendere ich im feuchten Nebel durch die Innenstadt übers nasse Kopfsteinpflaster vom Michaelerplatz an der Präsidentschaftskanzlei vorbei in den Volksgarten und verharre beim Theseustempel. Ein schönes Motiv im Aug, die Handykamera gezückt, das Bild schon komponiert und eingestellt, da seh ich auf dem Screen im unteren Eck den Georg Kapsch, den Präsidenten der Industriellenvereinigung, ganz allein auf einem Bankerl links vom Tempel sitzen. Ich drück ab und gesell mich zu ihm. Er nickt zum Gruß und murmelt etwas wie „Servus, Gekko“. Ich sag auch nur „Servus, Georg“, setz mich, zeig ihm das Foto: „Da schau her: Wirtschaftskammer-Präsident bangt um Österreich!“ Keine Reaktion. „Und was, wenn ich fragen darf, bedrückt dich jetzt genau?“, sag ich heldenhaft in die drückende Stille. – „Nau was wohl?“, entgegnet mir der Georg. – „Also darf ich raten: Brexit-Entscheidung? Die Entwicklungen in der Türkei? Die US-Wahlen?“, kontere ich. – „Ja freilich“, der Georg erwacht plötzlich, „alles mitnander, TTIP können wir uns in die Haare schmieren – und zu guter Letzt steht uns nach der Bundespräsidentschaftswahl noch ein Öxit ins Haus. Es bleibt kein Stein mehr auf dem anderen. Verstehst du denn noch die Welt?“ Der Georg blickt mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Da besetzen zwei ältere Damen die Nachbarbank. „Weißt, Trude“, beginnt die Erste, „ich frag mich ja schon seit langem, ob der Hofer ein Nazi ist oder nicht.“ Die Zweite: „Ich glaub’s ja nicht. Aber ein Deutschnationaler ist er. Mit Käppi und Säbel, ein strammer Bursch.“ Gelächter. „Aber der Haselsteiner ist ja sogar aus der IV ausgetreten, hab ich gehört, weil man dort seine Anti-Hofer-Kampagne nicht offiziell unterstützen wollt. Es muss doch einen Grund haben, dass der so vehement reagiert“, antwortet die Erste, „ich will ja nicht wissen, was dort hinter den Kulissen los ist.“ – „Ich sag’s dir, meine Liebe, ich hoff, ich mach’s nimmer lang. Weil die Horrorclowns regieren bald die Welt“, raunt die Zweite. Gelächter.

„Weißt jetzt, was mich so bedrückt?“, sagt der Georg, „sogar die Hofratswitwen im Park zerreißen sich das Maul über uns. Und dieser Wahlkampf, weißt, der polarisiert so dermaßen, ich hab ja persönlich nichts gegen den Haselsteiner. Es fallen aber täglich neue Grenzen, und du weißt nie, was alles möglich ist.“ – „Die Welt ist zweifellos unberechenbar geworden“, werfe ich ein, „aber zur Wahl haben ja noch fast eine Woche Zeit. Ein bisserl Optimismus tut not.“

In dem Moment machen sich die beiden Damen von der Nachbarbank bemerkbar: „Also grüß dich, Trude, je suis dahin, ich bin dahin, wie die Franzosen sagen!“ – „Jaja, Gerda, ich kenn mich aus. A tsunami, bis zur nächsten Katastrophe, wie die Italiener sagen!“, sagt die Zweite. Gelächter. Die beiden Damen entfernen sich in entgegengesetzte Richtungen. Der Georg sagt leise: „Make Austria great again.“

In diesem Sinne,

„Cash up!“

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