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Glawag the Dog – die Inszenierung einer Demontage

Insider Nº75 / 18 9.3.2018 Kommentar

Geschätzte Paternosterfahrer,

die graue Großwetterlage der vergangenen Wochen hat schon ordentlich auf das Gemüt gedrückt. Auf den Straßen, in den Ämtern sowie in Ministerien und Vorstandsetagen, überall sah man nur lange Gesichter. Es hatte beinahe schon den Anschein, als sei Österreich von einer Depression heimgesucht worden. Also hat meine Frau kurzerhand für uns beide entschieden, das Weihnachtsgeschenk unserer Töchter endlich einzulösen: Sie hatten uns Karten fürs Kabarett Simpl geschenkt.

Jessasna, der Gekko!

Wir schlendern gemütlich die Wollzeile hinunter, sie ihren Arm bei mir eingehängt. Von weitem schon strahlt uns die Leuchtschrift des Etablissements entgegen. Im Schaufenster hängt ein Plakat des aktuellen Programms: „Im freien Fall“. Da wird meine Frau auf einen Mann mit schütterem Haar neben ihr aufmerksam, der nervös in seinen Taschen kramt. Es ist der Rudolf Holub, Chef der Grünen in Kärnten. „Kann ich dir helfen?“, sag ich zum Rudi und leg ihm dabei jovial die Hand auf seine Schulter. „Jessasna, der Gekko!“, ruft der sichtlich erschrocken aus, „nein, nein, danke, ich such grad die Nummer vom Michael Niavarani.“ – „Ach, du triffst dich mit dem Simpl-Chef?“, sagt meine Frau Interesse vorschützend, um die Situation etwas zu entspannen. Der Rudi hält kurz inne. Er sieht uns an, sein Blick wird ernst: „Ich will ehrlich sein. Ich brauch einen neuen Job. Und na ja, ich wollt auch immer schon bei den Großen sein. – Ah, da hab ich ja seine Nummer, entschuldigt mich kurz.“

Faszination des großen Geldes

Als der Rudi zu Ende telefoniert hat, tritt er wieder an uns heran. „Geht schon wieder. – Ich werd den Michael nachher treffen. Dann schauen wir weiter, hat er gesagt.“ – „Das hast deiner Exchefin zu verdanken, gelt?“, wendet meine Frau ein, „der Eva Glawischnig, der ehemaligen Grünen-Chefin, die hat ja vergangene Woche mit ihrem Wechsel ausgerechnet zu Novomatic, zu ihrem früheren Erzfeind, eine Pirouette auf das Parkett gelegt, dass einem ganz schwindelig geworden ist. Das hat euch in Kärnten sicherlich einige Stimmen gekostet.“ – Der Rudi neigt den Kopf hin und her: „Wie viele Stimmen uns das gekostet hat, kann man im Nachhinein schwer sagen.“ – Darauf meine Frau: „Dass der Zeitpunkt denkbar schlecht gewählt war, kann man wohl nicht bestreiten. Und der Gesinnungsverrat hat das Seine dazu beigetragen. Man hat als Außenstehende den Eindruck, dass das eine rein mutwillige Zerstörung einer beleidigten Leberwurst war.“ – „Oder einfach die Faszination des großen Geldes“, werfe ich ein, „meinst nicht, dass die Eva vom schnöden Mammon, vom Kapital an sich, verführt wurde?“

Gutes Timing ist alles

Der Rudi beschwichtigt: „Ganz so eindeutig seh ich das nicht, denn“, beginnt er gestikulierend zu erklären, „von mir aus hätt’ sie Facilitymanagerin bei Gaston Glock werden können – aber der Zeitpunkt ist halt auffällig. Den Zeitpunkt haben die Eva und ihre Novomatic-Chefs gemeinsam festgelegt. Und es haben beide Seiten von der Wahl in Kärnten gewusst. Gegen die Selbstmordattentäterinnentheorie spricht auch, dass ich mir als Novomatic sicherlich niemanden ins Managementboard holen werde, der im Zuge dessen öffentlich seine Exfirma in schwere Turbulenzen bringt. Das sieht mir alles ein wenig inszeniert aus, um von etwas anderem abzulenken. Ich hab mir schon die ganze Zugfahrt von Kärnten bis Wien den Kopf zermartert, wessen Interessen hier noch reinspielen könnten.“

Die Stirn meiner Frau wirft tiefe Falten: „Das klingt ja wie in ‚Wag the Dog‘!“ – „Du meinst wohl eher: ‚Glawag the Dog‘“, ruft der Rudi aus. Wir lachen.  Die Vorstellung beginnt.

In diesem Sinne,

„Cash up!“

 

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