Im Vorfeld der Bawag-Hauptversammlung (HV) am 30. Oktober 2020 habe ich brisante Informationen erhalten. Sie legen nahe, dass die Bawag Group AG mit Zahlungen Stimmrechtsvertreter beeinflusst – zuletzt im März. Auch Absprachen im Vorfeld gehören zur gängigen Praxis. Investoren und Kleinanleger werden getäuscht. Unangenehme Fragen bei der HV vielleicht nicht gestellt.
Zahlungen an Stimmrechtsvertreter
Konkret bezahlt die Bank dem Verein Interessenverband für Anleger (IVA) um Präsident Wilhelm (Rasinger), Florian (Beckermann) und Michael (Knap) tausende Euros im Jahr an Honorar für die Stimmrechtsvertretung. Laut IVA werden für 30 Vollmachten und fünf Arbeitsstunden mindestens 2.400 Euro verrechnet – zusätzlich werden pro weiterer Vollmacht 10 Euro vom Konzern bezahlt, so kann sich die Summe rasch vervielfachen. Im Geschäftsbericht der Bawag Group AG scheinen diese Zahlungen nicht auf. Eine transparente Preisliste gibt es auf der IVA-Website nicht.
Auch das Korrekturlesen (vor der Veröffentlichung) des Bawag-Geschäftsberichtes wird von der Bank belohnt (Warum?). Das Privathonorar dafür floss, zuletzt im März, an den IVA-Stimmrechtsvertreter Michael (Foto rechts). Dieser bestätigt mir die Zahlung auf Nachfrage –„das habe ich als Privatperson gemacht“. Es sei laut ihm weiters üblich sich bei HVs in den Bundesländern Anfahrt, Kost und Logis abgelten zu lassen. Auch Einladungen kämen vor.
Interessenskonflikt statt Unabhängigkeit
Wie bei so einer wirtschaftlichen Verflechtung eine unabhängige Stimmrechtsvertretung für Anleger möglich sein soll, ist mir rätselhaft. Der Interesskonflikt ist offensichtlich, das bestätigen auf Nachfrage Großinvestoren. Kleinanleger werde so verschaukelt. Warum sich eine seriöse Bank auf solche Praktiken einlässt, ist mir nicht klar. Die Bawag Group AG sagt dazu
„stets im Einklang mit den geltenden rechtlichen Bestimmungen zu handeln“.
Einer modernen Corporate Governance entspricht dieses Verhalten nicht. Das Gebaren ist abzustellen. Es schadet dem Finanzplatz.