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Lohnrunden: Hohe Löhne, hohe Inflation?

Insider Nº351 / 22 20.10.2022 News

Ich habe mich für dich unter Ökonomen umgehört, welche Auswirkungen die Ergebnisse der derzeit heftig verhandelten Lohnrunden zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeber auf die Volkswirtschaft haben. Die Forderungen liegen weit auseinander, das Handelsgewerbe will etwa zehn Prozent mehr, die Metaller 10,6 Prozent. Für dich wichtig zu wissen: Die Lohnrunden haben auf die zukünftige Inflation einen großen Einfluss! Klaus (Neusser), Direktor vom Institut für höhere Studien sagt mir:

„Bei den Verhandlungen fließen die Erwartungen über die Inflation im kommenden Jahr ein. Dabei ist zwischen der Inflation im Sinne der Verbraucher (VPI) und dem Deflator des BIPs zu unterscheiden.“

Ansichtssache

Genau darin liegt der Streitpunkt: Während sich Arbeitnehmer am höheren Verbraucherpreisindex (aktuell 10,5 Prozent) orientieren, ziehen Arbeitgeber den BIP-Deflator (aktuell 4,3 Prozent) heran. Dieser, musst du wissen, misst die Preissteigerungen der im Inland produzierten Güter und Dienstleistungen – also quasi die tatsächliche Produktionssteigerung der Unternehmen im Land, ohne Einfluss teurer Importe wie Strom oder Gas.

Klaus sagt:

„Ein Teil der Lohnerhöhungen wird nächstes Jahr in die Preise weitergegeben. In welchem Ausmaß hängt von der Marktmacht der Unternehmungen ab. Es bildet sich somit eine Lohn-Preisspirale, die sich verselbständigen und zu einer dauerhaft hohen Inflation führen kann. Die hängt von der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ab, die wiederum von der Geld- und Fiskalpolitik abhängt.“

Langer Rattenschwanz

Eco Austria-Chefin Monika (Köppl-Turyna) erkennt an steigenden Löhnen auch etwas Positives:

„Generell sichern Lohnabschlüsse die Kaufkraft und tragen somit dazu bei, dass der Konsum steigt. Das hat zumindest auf kurze Sicht positive Auswirkungen auf die Wirtschaft. Allerdings steigen dadurch auch die Produktionskosten der Unternehmen, was zu einer Reduktion der Arbeitsnachfrage führen kann. Das Resultat ist eine geringere Wirtschaftsaktivität und höhere Inflation, da die Unternehmen die Löhne weiterhin an die Konsumenten verrechnen.“

Was ist zu tun? Man könne die Steuerlast auf Seiten der Arbeitnehmer reduzieren, sagt Monika. Die kürzlich beschlossene Abschaffung der kalten Progression ist dabei schon ein Schritt in die richtige Richtung.

Chefanalyst von Raiffeisen Research Peter (Brezinscheck) fast seine Einschätzung in einem Tweet zusammen:

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