Nach dem ich dir (sowie der ,Trend‘) in der vergangenen Woche über die angebliche Machtverschiebung innerhalb des Kernaktionärs O1 der CA Immobilien AG (CA Immo) berichtet habe, widme ich mich jetzt den Überlegungen der Russen. Was könnten die Eigentümer vorgehabt haben, das Ex-Chef Bruno (Ettenauer) und Ex-Aufsichtsrat Franz (Zwickl) nicht mittragen wollten oder einen Strategiewechsel zur Folge gehabt hätte?
Wilde Marktspekulationen
Darüber wird heftig diskutiert. Die heißesten Spekulationen fasse ich dir zusammen: 1. Verlagerung des Headquarters, 2. Veränderung der Börsennotiz, 3. Abspaltung des Portfolios und 4. Ankauf der russischen O1-Immobilien (,Wirtschaftsblatt‘). Vor allem die letzte Option würde Sinn ergeben, genauso wie ein Abverkauf der Immofinanz-Aktien, sollte Kernaktionär O1 schnell Geld benötigen.
An dieser Stelle gilt es zu erwähnen, dass Boris (Mints) laut Kapitalmarktkreisen, einen Teil seiner CA-Immo-Aktien geliehen hat. Dafür ist natürlich die übliche „Margin“ (Sicherheitsleistungen) zu bezahlen. Alles kein Problem, weil durchaus gängig, solange der Aktienkurs der CA Immo steigt. Das ist aber nicht der Fall gewesen, genauso wenig wie steigende Immobilienpreise und Mieten in Moskau.
Verlockender Aktienrückkauf
Also, was tun falls man (aus der CA Immo) Cash generieren möchte? Dem CA-Immo-Vorstand vorschlagen die eigenen (O1 hält 26 Prozent) Anteile mit einem Aktienrückkauf zurückzukaufen. Und genau solch einen Vorschlag soll es laut zwei Informanten gegeben haben. Womit wir des Rätsels Lösung für die Rücktritte von Bruno (Ettenauer) und Franz (Zwickl) einen Schritt näher gekommen wären. Denn solch einen Schritt kann ein seriöses Management (Ungleichbehandlung der Aktionäre) nicht mittragen.
Geänderte Spielregeln als Fazit
Die Spielregeln für Investoren haben sich bei der CA Immo geändert. Die Transparenz beim ATX-Konzern (bei einem hohen Free-Float besonders wichtig) hat mit dem Einstieg der Russen abgenommen. Dazu passt auch die Bestellung des neuen Vorstandschefs Frank (Nickel) – einem exzellenten Fachmann – ins Bild, dessen Nähe zur O1 Group (CA-Immo-Aufsichtsrat John Nacos war sein Chef bei der Deutschen Bank Real Estate und ist jetzt Vorstandsmitglied von O1 Properties) sich nicht weg argumentieren lässt. Dazu kommen zwei Rücktritte und zahlreiche unbeantwortete Fragen, die gleichzeitig der Nährboden für die vielen Spekulationen sind.
Was macht der Aufsichtsrat?
Wie lange Aufsichtsratschef Wolfgang (Ruttenstorfer) – ein sehr honoriger Manager mit hohen Corporate Governance-Ansprüchen – da noch zusieht (Mandat läuft bis 2019) bleibt abzuwarten. Auch sein Rücktritt wäre verständlich.
Die CA Immo selbst, die am Anfang der Woche die Emission eines neuen Bonds bekanntgegeben hat, möchte all diese Spekulationen nicht kommentieren, sondern wird erst bei der Bilanzpressekonferenz am 23. März 2016 Fragen zur strategischen Ausrichtung beantworten.