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Hofburg-Narren: Geheimes Treffen in Lugner-City

Insider Nº59 / 16 3.3.2016 Kommentar

Geschätzte Paternosterfahrer,

die Bundespräsidentenwahl wirft ihren medialen Schatten bereits weit in die Vergangenheit zurück, noch lang bevor die Scheinwerfer der Kameras in der Hofburg bei der Angelobung zu leuchten beginnen. Dergestalt verdunkelt die Wahl heute schon die Gegenwart. „20 ungewöhnliche Fragen zur Hofburgwahl“ lese ich letztens mit Verwunderung im „Kurier“.

Da ruft mich ausgerechnet der Richard Lugner an und ladet mich in seine Lugner-City zu einem Geheimtreffen aller Bundespräsidentschaftskandidaten hinsichtlich eines Fairnessabkommens mit der Bitte ein, dieses Gespräch zu moderieren. Da ich an jenem Abend sowieso nichts Bestimmtes vorhab und zugegebenermaßen auch neugierig darauf bin, bei einem Treffen von solcher staatstragender Bedeutung anwesend zu sein, sage ich zu.

Ich nehm mir ein Taxi zur Lugner-City, die Nacht ist schon hereingebrochen, und die Geschäfte sind geschlossen. Am Eingang werde ich von zwei Securities in weinroten Lugner-Uniformen abgeholt und wortlos durch die verlassenen, ja gespenstischen Gänge zum Rondo in der Mitte des Einkaufszentrums geführt. Da sitzen sie schon an einem großen runden Tisch versammelt, der Rudolf Hundstorfer, die Irmgard Griss, der Andreas Khol, Alexander van der Bellen, der Norbert Hofer – und der Richard Lugner. Im Hintergrund wird noch die Kasperlbühne abgebaut.

„Der Gekko ist da, endlich kann’s losgehen!“, brüllt mir der Richard schon von weitem entgegen und wachelt dabei flehentlich mit den Armen. – „Also bitte“, sag ich, „da bin ich. Ihr wollts ein Fairnessabkommen.“ – „Ja, bitte“, sagt der Rudi. – „Nein, brauchma nicht“, sagt der Norbert. – „Doch, doch“, sagt die Irmgard. – „Na sicher wollma eines“, sagt der Andreas.

„Die Wähler sind nimmer so politorientiert. It’s the economy, stupid“, ruft der Richard. – Ich hör mir das Durcheinander in aller Ruhe an. Dann räuspere ich mich lautstark, um mir Gehör zu verschaffen. Endlich Stille. Ich beginne mit den Worten: „Leute, so kommen wir nicht weiter. Ich mach euch einen Vorschlag: Es schließen diejenigen, die ein Abkommen wollen, gemeinsam eines und die anderen eben nicht. Die Wähler werden sich halt ihren Teil denken.“ – „Also das ist ja richtig salomonisch, als ob es die Queen Elizabeth gesagt hätt“, sagt die Irmgard. – „Meiner Meinung nach steht es sowieso keinem Politiker zu, über demokratisch gewählte Persönlichkeiten zu urteilen. Wozu also ein Abkommen?“

„Aber wir brauchen doch irgendwo eine Obergrenze!“, sagt der Andreas. – „Ich hab 60 Millionen Euro Steuern gezahlt, ihr brauchts mir nicht mit Obergrenzen kommen, ich leg alles offen: Ich und meine Frau Cathy sind zusammen 111 Jahre alt!“, ruft der Lugner. „Wie viel ist das in Schilling?“, wirft die Irmgard ein. – „Richard, du wirst nicht Präsident, nur weil du ein paar Millionen hast. Du bist ja nicht der Donald Trump!“, entgegnet der Alexander. „Hump, Dump, Trump – habts ihr da irgendwo eine versteckte Kamera?“, fragt der Norbert. „Ich glaub eher, ich bin in ‚House of Cards‘“, sagt der Andreas. „Ich bin der Kasperl, und der gewinnt immer“, brüllt der Richard. „Das werden wir erst sehen“, echauffiert sich die Irmgard, „niemand soll Österreich unterschätzen.“ – „Ich werde Feuerwehrmann!“, ruft der Rudi.

Da kommt die Cathy Lugner und unterbricht uns: „Apropos: Habts ihr Bock auf ein paar Drinks?“ – „Ich hätt gern ein Bier“, sagt der Alexander. – „Ich faste“, winkt der Andreas ab, „ich hab offenbar schon wieder die falschen Aktien.“ – „Ich hab keine Aktien, könnt aber durchaus was zum Trinken vertragen“, sagt die Irmgard. – „Ich freu mich schon so auf den Wahlkampf!“, ruft die Cathy. – „Was hat die Cathy g’sagt?“, fragt der Richard. – „Darf man jetzt endlich rauchen?“, fragt der Rudi. – „Das ist aber schlecht für die Umwelt“, entgegnet der Norbert. – „Ich hab mir, bitte sehr, letztens bei Amazon solarbetriebene Gartenlampen bestellt“, sagt der Andreas mit gehobener Stimme. „Ich werd aus der Hofburg ein Shoppingcenter machen, dann kannst die Gartenzwerge bei mir kaufen. It’s the economy, stupid!“, ruft der Richard. – „Wann fährt denn die letzte U-Bahn?“, fragt der Alexander.

Da erhebe ich mich und werfe einen ernsten Blick in die Runde: „Also meine Freunde, was machen wir jetzt mit dem Fairnessabkommen?“ – Da läutet plötzlich ein iPhone. Stille. Jeder kramt in seiner Tasche. Der Richard hält seines mit Entsetzen in der Hand: „Jössas“, sagt er, „die El Awadalla. Die steht wahrscheinlich draußen vor der Tür.“

In dem Moment erwache ich mit einem Schrecken. Mein iPhone läutet unter dem „Kurier“, mit dem ich offenbar eingenickt bin.

In diesem Sinne,

„Cash up!“

Der Börsianer

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