„Pentagon Papers“ – die wahren Gründe für Armin Wolfs rasche Reputations-Reparatur

Insider Nº85 / 18 15.3.2018 Kommentar

Geschätzte Paternosterfahrer,

es gibt Momente, da sehnt man sich nach der guten, alten Zeit oder, wie es Karl Valentin gesagt hat: „Heute ist die gute, alte Zeit von morgen.“ Und in solchen Momenten begebe ich mich gern ins Kino, so auch am vergangenen Wochenende. Meine Entscheidung fiel auf die „Pentagon Papers“, eine Spielberg-Verfilmung der wahren Ereignisse rund um die Vertuschungsaffäre der Administration Richard Nixon bezüglich einer strenggeheimen Vietnam-Studie. Ich gebe zu, ich neige mitunter auch zu solchen dramatischen Hollywood-Produktionen mit historischer Thematik. Vor allem, wenn das Thema, in diesem Fall die Aufgabe und der Stellenwert einer freien Presse in einem demokratischen Land, tagespolitisch höchst brisant ist. Man denke nur an die jüngsten Angriffe gegen den ORF, die restriktive Medienpolitik in unserem Nachbarstaat Ungarn oder gar an die Ermordung des slowakischen Investigativjournalisten Jan Kuciak. Mitunter haben solche Schinken durchaus auch ihren Weiterbildungswert.

Der Film ist zu Ende, ich bleibe wie immer sitzen und seh mir den gesamten Abspann an. So kann ich das Gesehene noch ein wenig nachwirken lassen und komme nicht in die Drängerei beim Ausgang. Nun hat schon der Letzte das Kino verlassen, und ich erhebe mich, werfe meinen Mantel um und begebe mich zum Ausgang. Doch knapp bei der Türe sitzt noch jemand: „Ja grüß Gott, Gekko!“, sagt der plötzlich, als ich schon an ihm vorübergehen wollte. Ich dreh mich in seine Richtung, und während er sich erhebt und mir die Hand entgegenstreckt, erkenn ich ihn erst: Es ist unser Vizekanzler Heinz-Christian Strache. „Aber wir waren doch schon längst per Du“, entgegne ich ihm, während wir die Hände schütteln. Der Heinz-Christian wirft seinen Mantel um den Arm und begleitet mich zum Ausgang. „Also du“, sagt er, „du lieber Gekko, du, darf ich dich, wenn ich dich hier schon treffe, etwas fragen?“ – „Aber sicher doch“, entgegne ich ihm.

Für die Regierten, nicht für die Regierenden

Der Heinz-Christian bleibt stehen und zündet sich eine Zigarette an. Er nimmt einen tiefen Zug, atmet den Rauch aus, sieht mir tief in die Augen und sagt: „Weißt, ich glaub, ich hab jetzt in dem Film etwas verstanden.“ Ich schau ihn an: „Was meinst du verstanden zu haben?“ – „Na ja, das mit der Pressefreiheit!“, sagt der Heinz-Christian. Ich schau ihn noch mehr an. „Also weißt“, sagt der Heinz-Christian, „die Verlegerin von der ‚Washington Post‘, die Kay Graham, hat doch ihren verstorbenen Mann zitiert und gesagt, Journalismus sei die Rohfassung der Geschichte. Das hat mir schon einmal sehr gut gefallen.“ Er zieht wieder an seiner Zigarette und blickt in die Ferne. „Und bei dem Zitat, die freie Presse sei nicht für die Regierenden, sondern für die Regierten, da hat es bei mir ‚Klick‘ gemacht.“

Ich vermag den Ausdruck der Skepsis in meiner Mimik offenbar nicht kaschieren, denn bevor ich etwas sagen kann, hebt er an: „Ist doch wahr: Eine funktionierende Demokratie braucht eine unabhängige freie Presse, die die Regierenden kontrolliert. Die Entscheidung von Frau Graham, die Geheimdokumente zu veröffentlichen und zwar entgegen den Warnungen des Vorstands, damit den erst kurz zuvor erfolgten IPO ihres Unternehmens in den Sand zu setzen, war mutig und richtig zugleich: Denn sie hat mit ihrem Schritt bewiesen, dass gerade Qualität wirtschaftlichen Erfolg bringt. Die Stunden der Entscheidung wurden so spannend gezeigt, meinst nicht auch, Gekko? Ich war baff erstaunt.“

Ich will zur Antwort ansetzen, „das heißt bass“, sag ich nur, da nimmt mich der Heinz-Christian an der Schulter und drängt mich ein wenig zur Seite, sodass er seine Zigarette in einen dafür vorgesehenen, an einem öffentlichen Mistkübel angebrachten tschickförmigen Aschenbecher entsorgen kann, nimmt meine Hand und sagt: „Du, Gekko, ich muss sofort nach Hause und dem ORF-Moderator Armin Wolf schreiben, mich bei ihm entschuldigen und ihm einen Vergleich anbieten. Du weißt schon, wegen der Facebook-Affäre, wo ich ihn der Lügen beschuldigt hab. Nein, zu blöd, was mir da passiert ist. Aber jetzt hab ich’s: für die Regierten, nicht für die Regierenden. Eh so einfach! Also grüß dich Gott, Empfehlung an die Frau.“ – „Schönen Abend“, sag ich noch, da ist er schon verschwunden. Aus dem Aschenbecher dringen dünne Rauchschwaden.

In diesem Sinne,

„Cash up!“

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