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2018, Oida! Das Jahr der Superlative

Insider Nº373 / 18 21.12.2018 Kommentar

Geschätzte Paternosterfahrer,

das 2018er-Jahr war wahrlich ein Jahr der Superlative. Blicken wir kurz zurück auf die Höhepunkte: eine beste neue Regierung, die um einiges mehr hält, als sie verspricht, ein grandioses halbes Jahr EU-Ratsvorsitz, der sagenhafte sechs Monate andauerte und sogar in einen Afrika-Gipfel mündete, eine fulminante Massierung von Einzelfällen, die jeden Mathematiker mit Spezialfach Mengenlehre nur so staunen lässt, zudem glanzvolle Sanierungsversuche des Gesundheitssystems samt Aufhebung des Rauchverbots als selbst auferlegte Challenge, die raschesten Gesetzesbeschlüsse seit Menschengedenken, die schnellsten Teilabschnitte auf der Westautobahn, das heißeste Jahr seit Messbeginn und somit ein Europa, das schwitzt, den besten Innenminister mit den meisten Pferden und den wenigsten Zuständigkeiten, die regierungstreuesten Oppositionsparteien, die sich aus Ehrfurcht vor der Koalitionsarbeit in Selbstzerstörung üben, fulminante drei Prozent Wirtschaftswachstum, auf das die Regierung schlauerweise mit den radikalsten Kürzungen in der Mindestsicherung reagiert, Republiksjubiläen und -geburtstage trauriger und freudiger Art, dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll, und den eloquentesten Bundeskanzler ever, der so viel spricht und laut Kritikern doch so wenig sagt. – Nicht zu vergessen die trauteste je gelebte Harmonie zweier Koalitionsparteien.

All diese gülden strahlenden Superlative stellen sogar die an Suspense nicht zu überbietenden Brexit-Verhandlungen der Briten mit der Europäischen Union, die nun ohne Deal zu enden drohen, in den Schatten. Selbst US-Präsident Donald Trump, der offenbar einen Weltrekord im Aussteigen von internationalen Verträgen aufstellen möchte, und sein angezettelter Handelskrieg mit den Chinesen haben nicht die Strahlkraft, die Leistungen unserer Regierung in den Schatten zu stellen. Da kann sich auch Russlands Präsident Wladimir Putin mit seiner Äußerung, ein Atomkrieg sei wieder möglich, ins Winkerl stellen. Nein, man kann uns wahrhaftig nur beneiden.

Und auch in unserer Branche hat sich einiges getan. Abgesehen von der etwas schwachen Performance des ATX, der an die 20 Prozent verloren hat, was angesichts anderer, ebenfalls schwächelnder Märkte nicht beunruhigen muss, und der fulminanten Pleite der Wienwert AG, die sogar die Finanzmarktaufsicht auf den Plan gerufen hat, sowie dem verpatzten Börsengang der Marinomed Biotech AG, nach dem die Wiener Börse weiterhin auf einen gelungenen IPO warten darf, können auch wir mit Superlativen auffahren: Der Immobilienpoker der Immofinanz AG, die sich S Immo AG und CA Immo einverleibt hat, war wohl eine der spannendsten Geschichten des Jahres. Für nicht weniger medialen Sprengstoff ohne Terrorwarnung sorgten die Rücktrittsankündigungen der Börsenlegenden Andreas Treichl von der Erste Group AG und Wolfgang Eder von der Voestalpine AG. Den umgekehrten Weg geht der Topökonom Gabriel Felbermayr, der sich graziös an die Spitze des Instituts für Weltwirtschaft gehievt hat und nun in der Champions League mitspielt. Außerdem tut sich etwas in Sachen Reform der Finanzmarktaufsicht: Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Dass es im kommenden Jahr beileibe nicht weniger spannend wird, dafür garantiert schon allein Michael Tojner, der schon seit Monaten mit Bestemm die B&C Stiftung zu übernehmen versucht, wie ich euch letztens berichtete. Zudem harren wir ja immer noch der allergrößten Steuerreform in der Zweiten Republik, „Oida!“, die uns der wortgewaltigste und zweifellos größte „Schweigekanzler“ versprochen hat, um auch noch das Wort und Unwort des Jahres, in dem wir obendrein den 200. Geburtstag „Stille Nacht, heilige Nacht“ feiern, erwähnt zu haben.

Aber nach all der massiven Reizüberflutung in den vergangenen zwölf Monaten und vor den zu erwartenden Entwicklungen in den kommenden werde ich mir ein paar Tage Ruhe gönnen und mit der Familie Urlaub machen. Ich wünsche euch allen hiermit ein frohes Fest, erholsame und entspannende Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr, in dem uns Friede und Stabilität erhalten bleiben mögen.

In diesem Sinne,

„Cash up!“

Der Börsianer

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