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Wir macht’s unmöglich: Steckt die RBI in Russland fest?

Insider Nº32 / 23 6.2.2023 Kommentar

Geschätzte Paternosterfahrer,

am vergangenen Sonntag war ich mit meiner Frau in der Staatsoper. „La traviata“ in der modernen Inszenierung von Simon Stone hat man gegeben – eine, die diskutiert werden will, wie immer beim Würstelstand hinter der Oper. „Wusstest du“, fragt meine Frau etwas triumphierend mit einem Sacherwürstel in der Hand, „dass ‚La traviata‘ übersetzt ‚Die vom Wege Abgekommene‘ heißt?“

In dem Moment stößt der Johann (Strobl), Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Bank International AG (RBI), die ja momentan von allen Seiten wegen ihres zweifelhaften, aber äußerst ertragreichen Engagements in Russland unter Beschuss steht, zu uns. „Servus Gekko, n’ Abend die Dame“, grüßt er freundlich und bestellt sich eine Waldviertler und ein Stifterl Weißwein. Ich würge meinen Bissen Käsekrainer runter: „Grüsch disch, Johann, wasch für ein Dschufall, wir sprachen grad von der vom Weg Abgekommenen.“ – Da schaut mich der Johann richtig bös an: „Jaja, die ‚traviata‘, ich weiß. Aber lustig ist das überhaupt nicht, was wir jetzt in Russland mitmachen. Von außen kann man uns gut kritisieren.“ – Ich klopf dem Johann auf die Schulter: „Sorry, Johann, war nicht so gemeint. Ich weiß schon, dass das jetzt keine einfache Zeit für dich ist.“ – „Wie bitte, keine einfache Zeit? Es ist wie in einem Albtraum: Wenn wir die RBI verkaufen, fällt sie möglicherweise einem Oligarchen um einen Spott in die Hände, der erst recht den Putin unterstützt. Zudem bieten wir den einfachen Menschen dort Sicherheit, da wir noch im Swift-System sind, und sind Arbeitgeber für tausende Menschen dort.“

Der Johann nimmt einen Schluck vom Wein, hält kurz inne: „Vom Prager ist der nicht! Das schmeckt man halt schon“, murmelt er und fährt fort: „Das heißt, wir tragen ja auch eine gewisse Verantwortung. Wir finanzieren keinen Krieg, befördern keine Geldwäsche und stehen dennoch da wie die vom Weg Abgekommene! Und wenn wir verkaufen, dann müssen wir ja auch einen Erlös erzielen, allein schon wegen unserer Aktionäre – und das musst du mir einmal vorturnen.“ – Da schau ich dem Johann in die Augen: „Liegt’s vielleicht an der Kommunikation? Seit einem Jahr hört man von euch, gefragt nach einem Ausstieg aus dem russischen Markt, immer nur: Wir überlegen noch. Das verunsichert die Leut. Man denkt sich: Das muss doch einen Grund haben, warum die so zögern. Ihr könnts ja irgendein Zeichen setzen, irgendeine Aktion, die besagt: Ja, wir haben verstanden.“ – Der Johann kontert: „Ja, ich weiß, ich weiß, das haben mir jetzt schon mehrere gesagt. Aber eine Bank ist halt wirklich kein Würstelstand!“ Er nimmt den letzten Bissen in den Mund.

Meine Frau, die Kulturlöwin, summt derweil die bekannte Arie „Libiamo, ne’ lieti calici“, prostet uns zu und sagt: „Mit einem Wort: WIR macht’s unmöglich.“ – Der Johann verkutzt sich.

In diesem Sinne,

„Cash up!“

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