Bei meinem morgendlichen Espresso bin ich kürzlich über eine Analyse (ich habs dir unten drangehängt) der europäischen Kapitalmärkte von Peter (Szopo) – du kennst ihn bestimmt noch als Aktienstrategen der Erste Group Bank AG – gestolpert. Er fasst sehr gut zusammen, was in Österreich in Sachen Kapitalmarkt falsch läuft:
„Was den Aktienmarkt betrifft war Österreich bis Mitte der 80er Jahre eine sozialistische Veranstaltung (60%+ der Marktkapitalisierung waren direkt oder indirekt unter Staatskontrolle). Dazu kommen die sozialpartnerschaftlichen Institutionen – eine dirigistische, wettbewerbsfeindliche Wirtschaftskammer und eine letztlich antikapitalistische Arbeiterkammer – die tendenziell kapitalmarktfeindlich sind. Die generelle Staatsgläubigkeit, die weit in bürgerliche Schichten hineinreicht, trägt das ihre dazu bei.“
Wiener-Börse-Vorstandschef Christoph (Boschan) hat mir vor kurzem Ähnliches (kannst du im neuen Börsianer Magazin nachlesen!) erzählt und gemeint:
„Es ist ja nicht so, dass die Güte der österreichischen Unternehmen nicht erkannt wird. Es ist mir unbegreiflich, dass man hier nicht sieht, dass es ein inklusives Thema für die gesamte Breite der Bevölkerung sein muss, so wie Schweden, die Schweiz, Norwegen, Dänemark das gemacht haben. Österreich dämpft als Staat die Notwendigkeit des Individuums für sich selbst vorzusorgen.“
Mein Fazit: Es braucht mehr Anstrengung von allen Kapitalmarktteilnehmern (viele sind zu bequem), hier eine bessere Kultur entstehen zu lassen. Die Finanzbildungs-Initiativen sind wichtig, aber nur der erste Schritt. Es braucht einen Fuß in der Tür bei politischen Mehrheiten.