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Wahrhaftige Realityshow – Pecunia Quo Vadis

Exklusiv Insider Nº372 / 17 14.12.2017 Kommentar

Geschätzte Paternosterfahrer,

es ist ja wie verhext: Will man einmal seine Ruh haben und niemanden treffen, kommt’s grad verkehrt. Ich begeb mich wieder einmal in mein rauchfreies „Ruhewirtshaus“, wie ich es immer nenne, zum Reinthaler bei der Albertina. Weil: Der Kellner kennt mich schon und weist mir immer einen diskreten Platz zu. Ich bestell mir ein Seidl und eine Portion geröstete Nierndeln, nehm die Zeitung zur Hand und blättere sie leger durch und les, was mich halt so interessiert: US-Präsident Trump will zum Mond, neue Ergebnisse der Regierungsverhandlungen, der Buwog-Prozess, die Explosion in der Gas-Verteilerstation in Baumgarten an der March usw.

Es warat weng de Nieren

„Entschuldigen S’, Herr Gekko, es warat weng de Nieren“, sagt der Kellner, dessen Herannahen ich hinter der aufgeschlagenen Zeitung gar nicht bemerkt hab. Ich leg das Blattl weg, bedanke mich und nehm das Besteck zur Hand. Ich schaufle wie immer den ersten Bissen von den köstlichen Rösti auf die Gabel – aber der Ober entfernt sich nicht. „Ist noch etwas?“, frage ich, die Gabel in der Mitte des Weges vom Teller in den Mund haltend. – „Sie wissen ja, ich bin äußerst diskret. Aber da sitzt ein Gast ums Eck und behauptet, er kennt Sie und will Sie sprechen“, raunt der Kellner etwas nasal, die Hände am Rücken verschränkt. – „Ja, was will er denn?“, frag ich zurück. – Der Kellner beugt sich etwas vor und flüstert: „Es handelt sich um einen Prominenten.“ – Ich runzle meine Stirn, denk kurz nach und fasse einen Entschluss: „Wenn es ihn nicht stört, dass ich ess, soll er herkommen.“

Der Ober entfernt sich und ich kann mir endlich die Erdäpfel in den „Suppenschlitz“, wie mein Onkel, alleiniger Vertreter von Wettex in Österreich, immer den Mund nannte, schieben, da nähert sich schon ein korpulenter, gutaussehender junger Mann mit forschem Schritt meinem Tisch. „Grüß dich, Gekko“, sagt er, etwas verunsichert, ob er mich so apostrophieren darf. Ich denk ein wenig nach, das Gesicht kenn ich ja, aber der Name fällt mir nicht gleich ein, ich runzle die Stirn und blicke ihn an, während ich noch kaue, da sprudelt’s aus ihm raus: „Baumgartner, Felix, wir kennen uns von einem Red-Bull-Event, Sie erinnern sich sicher nicht mehr, aber Sie haben mir damals das Duwort angeboten.“ – „Jaja, ich weiß schon, der Extremsportler“, sag ich, „nimm doch Platz. Was führt dich zu mir?“ – Der Felix setzt sich, schaut mich mit leuchtenden Augen an und sagt: „Heureka!“ – Ich hab endlich ein paar Nierndeln im Mund und stammle: „Wie bitte?“ – „Na ich hab grad eine Idee gehabt für ein grandioses Supermega-TV-Event für Red Bull – und bevor ich den Didi, also den Mateschitz, du weißt schon, meinen Boss von Red Bull, frag, wollt ich nur wissen, ob du glaubst, dass man sowas finanzieren kann. Dann hab ich bessere Karten beim Didi, weißt. Ich hab mir auch schon Notizen gemacht.“ – Er holt einen Spickzettel heraus und breitet ihn vor mir aus.

Wahrhaftige Realityshow

Dann setzt er an: „Wir machen eine Realityshow ganz neuen Zuschnitts, eine richtige, wahrhaftige Realityshow, in der die Leute ohne Sicherheitsnetz unterwegs sind: Also es bekommt ein unbescholtener Kandidat einen Koffer in die Hand gedrückt, da sind 500.000 Euro drin. Und wir schicken ihn mit mehreren am Körper befestigten Kameras und Mikros durch Europa. Und wenn er es, ohne erwischt zu werden, bis zum Ziel schafft, weiß nicht, Luxemburg, Malta, Irland, dann kann er das Geld behalten. Wenn nicht – muss er es selber ausbaden. Geil, gell? Na, was sagst?“ – Ich schau etwas betroppezt drein und weiß nicht so recht, was ich sagen soll, da nimmt plötzlich unser Tischnachbar die Zeitung runter und sagt: „Wenn ich mich kurz einmischen darf: Finanzierbar wär das schon, eine gute Idee!“ – Mir bleibt die Spucke weg: Es ist der Manfred Ainedter, der Anwalt vom Karl-Heinz Grasser im aktuell laufenden Buwog-Prozess. „Wenn ihr mich fragt, braucht es nur noch einen g’scheiten Titel“, sagt der Manfred. Da schwirrt der Kellner am Tisch vorbei und sagt beiläufig in unsere Richtung: „Wie wär’s mit ‚Pecunia Quo Vadis?‘“ – „Genial!“, raunt der Manfred. „Geil“, sagt der Felix. Und die Nierndeln sind kalt.

In diesem Sinne,

„Cash up!“

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