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OMV: Chefsessel weckt Begierde

Exklusiv Insider Nº187 / 21 6.5.2021 News

Der wirtschaftlich erfolgreiche Rainer (Seele) gibt völlig entnervt im Sommer 2022 seinen OMV-Chefposten nach diversen Konflikten ab. Nun steht sogar ein vorzeitiger Abschied nach der Hauptversammlung am 2. Juni 2021 im Raum. Aus dem Umfeld von OMV-CEO Rainer wird dies nicht mehr völlig ausgeschlossen, so heißt es „it takes two to tango“. Heißt also für mich, sollte er das Vertrauen vom Aufsichtsrat verlieren, wäre ein Abgang, bei entsprechender Abfindung, die logische Konsequenz.

In Stellung gebracht

Auf den Chefsessel drängt indes offensiv sein Stellvertreter und Vorstandskollege Johann (Pleininger), der den starken Wunsch hat, selbst das CEO-Amt zu übernehmen. Den mächtigen Betriebsrat und die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna (Mikl-Leitner) – mit der er Geschäfte macht – hat der Öl-Manager dafür als Verbündete gewonnen. Im Hintergrund hat Johann bereits mit vertraulichen Journalisten-Briefings begonnen und auch intern hat er laut mehreren Quellen bereits offen über seine mögliche Rolle als CEO referiert. Mich wundert, dass sich Johann hier so offen und ungeniert gegen seinen Chef Rainer positioniert.

Johann selbst wollte mir zu seinen Ambitionen keine Auskunft geben. Auch nicht zu seinem Verhältnis zum Betriebsrat und Johanna – in Niederösterreich liegt nicht nur die Raffinerie Schwechat und das Forschungszentrum Gänserndorf (Foto von beiden bei Eröffnung), sondern es wird auch in seiner Verantwortung nach Öl gebohrt.

Zahlreiche Leaks

Auslöser für den Rückzug von Rainer waren zahlreiche Leaks und Indiskretionen. Wie ich aus informierten Kreisen erfahren habe, war das derzeitige PR-Desaster bei der OMV AG kein Zufall, sondern hatte System. Johanns Ambitionen spielt es jetzt in die Karten. Ich frage mich aber immer noch: Wer war aller an den Indiskretionen gegen den Boss in der OMV AG beteiligt? Wie du weißt, wurde eine Betriebsrätin im Zusammenhang mit der Weitergabe von internen Informationen an Medien vor ein paar Tagen gekündigt.

© OMV

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Rückkehr zu Old-Economy

Johann jedenfalls ist ein OMV-Urgestein, gilt als Mann der Old Economy, der Borealis-Deal soll ihm zu schnell gegangen sein. Sein Ziel ist, ganz zur Freude des Betriebsrats, die Transformation Richtung Chemie zu bremsen (am 17. Mai ist Aufsichtsratssitzung), weil damit natürlich auch Arbeitsplätze wackeln. Wie er dazu steht und ob er alle Vorstandbeschlüsse mitgetragen hat, wollte er mir nicht sagen. Der Ausbau des Gasgeschäfts könnte Johann zum Beispiel eher liegen. Den Umweltschützern weniger, selbst wenn man ihm gute Beziehungen zu NGOs nachsagt.

Investoren feiern OMV

Die Investoren sind mit Rainers Performance und dem Ausbau des Chemie-Geschäfts hingegen sehr zufrieden.

„Aus Investorensicht halte ich den Borealis-Kauf für strategisch voll richtig“, sagt mir Fondsmanager Alois (Wögerbauer) von der 3 Banken Generali Investment.

Die OMV-Aktie ist seit dem Borealis-Deal im März 2020 und den Quartalsergebnissen am 29. April 2021 von 25 auf 44 Euro, also um 80 Prozent stark gestiegen.

„Über unseren Österreich-Fonds sind wir seit 20 Jahren Aktionär bei der OMV. Für mich hatte in dieser Zeit von allen CEOs Rainer Seele die klarste Strategie und den professionellsten Umgang mit Investoren.“

In die gleiche Kerbe schlagen die internationalen Analysen von Barclays, Deutsche Bank, Morgan Stanley oder Kepler Cheuvreux. Sie alle sprechen aktuell eine Kaufempfehlung für die OMV-Aktie aus.

Zufriedene Eigentümer

Zufrieden ist neben Großaktionär Mubadala aus Abu Dhabi auch der staatlicher Großaktionär Öbag: „Trotz großer Herausforderungen im abgelaufenen Geschäftsjahr betrachtet die Öbag sowohl die Entwicklung des Aktienkurses als auch den Dividendenvorschlag für 2020 positiv.“

Zum vorzeitigen Abgang von Rainer heißt es: „Fragen der Nachfolge werden im Rahmen eines strategischen Nachfolgeprozesses vom Aufsichtsrat der OMV erörtert. Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu laufenden Gesprächen und Spekulationen nicht äußern.“

Ein Wahnsinn, was hier bei der börsennotierte OMV AG abgeht! Man kann sich über die Gepflogenheiten nur wundern. Laut Aktienrecht sollte der gesamte Vorstand den Aktionären verpflichtet sein und persönliche Interessen hintenanstellen. Die Frage, die ich mir stelle: Lassen sich Aufsichtsrat, Aktionäre und Investoren von Johanns Ambitionen überzeugen und hieven ihn zum CEO? Der Traum vom OMV-Lehrling zum CEO wäre perfekt.

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