Nach Börsenschluss kam die Lenzing AG gestern Abend noch mit einer (schon wieder!) Hiobsbotschaft adhoc auf den Markt: 480 Millionen Euro muss der Faserhersteller 2023 abschreiben, teils wegen hoher Rohstoff- und Energiekosten. Nicht nur ich frage mich seit Monaten, was mit diesem (einst tollen) Unternehmen passiert ist? Erst im September 2023 gab es eine Gewinnwarnung, davor im Juni die hastig durchgeführte Kapitalerhöhung von 400 Millionen Euro zu einem Schleuderpreis (klick hier), im Dezember 2022 wurde die Ergebnisprognose ebenfalls nach unten korrigiert.
„Die Höhe diese Impairments ist definitiv eine negative Überraschung, auch wenn sie nicht Cash-wirksam ist, und zeigt, dass sich die erhoffte Markterholung weiter verzögert“, sagt mir Erste-Analystin Vladimira (Urbankova).
Geschäftsmodell funktioniert derzeit nicht
Seit Stephan (Sielaff) im April 2022 das CEO-Ruder von Stefan (Doboczky) übernahm, ist ständig Feuer am Dach. Das ist sicher auch der großherzigen Planung von Stefan geschuldet, die Investments in Thailand und Brasilien hatten ein hohes Risiko. Und derzeit funktioniert Lenzings Geschäftsmodell der höherwertigen und höherpreisigen Fasern nicht (Stichwort Inflationsdruck). Stephan gilt als guter, stiller Arbeiter, was es jetzt braucht, ist aber mehr Kommunikation (ich wiederhole mich) nach außen. Auch eine Erholung Chinas und der Konjunktur würde Druck rausnehmen.
Unverständlich für mich ist, wieso die B&C-Gruppe als Eigentümer (hält 52,25 Prozent) einfach nur zusieht. Es braucht Kapital (die B&C sei bei der Kapitalerhöhung eh schon mitgezogen, lässt mir die B&C ausrichten). Was muss noch passieren, frage ich mich?